Es gibt viele Gründe, wieso sich Menschen nach Veränderung sehnen. Ob man sich nun selbst oder die Lebensumstände ändern möchte, eines ist klar: Wandel ist immer mit Herausforderungen, etwas Mut und dem Verlassen der Komfortzone verbunden. Vor ungefähr einem Jahr, habe ich den Job und die Wohnung gekündigt und bin zusammen mit meinem Partner ins Ausland gegangen. Innerhalb der letzten zwölf Monate habe ich also selbst einige Veränderungen erlebt und ich dachte, das ist ein guter Zeitpunkt, um das Geschehene und die Entscheidungen etwas zu reflektieren.


Es war schon lange ein Traum von mir, eines Tages ins Ausland zu gehen. Dabei war ich nicht auf ein bestimmtes Land fokussiert und für immer sollte es auch nicht sein, aber ich wollte mir die Erfahrung nicht entgehen lassen, ein anderes Land und eine andere Kultur kennenzulernen, neue Leute zu treffen und einfach Neues auf mich zukommen zu lassen. Es war mir wichtig, das Ganze nicht im Schnelldurchlauf während meiner zwei- bis vierwöchigen Urlaubswochen zu durchleben, sondern tatsächlich in den Alltag eines anderen Landes einzutauchen. Als meine bessere Hälfte vor zwei Jahren um meine Hand angehalten hat, haben wir uns dann die Frage gestellt, was wir von unserem gemeinsamen Leben erwarten und wie unsere nächsten Schritte aussehen sollten. Heirat, Kinder und Karriere? Irgendwie hat sich das für uns noch nicht richtig angefühlt. Fernab von all den Erwartungen um uns herum, haben wir uns ehrlich gefragt, was uns JETZT wichtig ist. Natürlich gehören Kinder, ein guter Job und ein fester Wohnsitz und ein Hund (oder zwei :)) irgendwann auch dazu, jedoch wollte der Wunsch vom Ausland nicht aus unseren Köpfen verschwinden. Also worauf noch warten? Zum Glück ging es uns beiden da ähnlich und die Entscheidung wurde schnell getroffen. Wir gehen ins Ausland!


Nachdem die Entscheidung getroffen war, musste ein Plan her. Wohin soll es nun gehen und was sollen wir tun? Ein konkretes Land hatten wir nicht im Kopf, doch Meer und Sonne hörte sich gut an. Also ging es ans Bewerbungen schreiben und Kontakte spielen lassen und schneller als gedacht, hatten wir das erste Jobinterview in Neuseeland. Nicht unbedingt mein Traumland, aber die Jobzusagen konnten wir nicht ausschlagen. Vielleicht läuft es nicht immer nach der Traumvorstellung ab, aber man sollte die Chancen nutzen, die einem den eigenen Ziel näher bringen. Ich habe definitiv gelernt, dass Veränderungen mit bewussten Entscheidungen beginnen. Der Rest ergibt sich dann schon. Natürlich läuft nicht immer alles einfach ab, Enttäuschungen bleiben nicht aus. Aber man darf sich nicht vom Weg abbringen lassen. Auch das Leben in Neuseeland ist nicht unseren Erwartungen entsprochen und hat uns definitiv nicht glücklich gemacht. Dennoch bin ich sehr froh, über all die Erfahrungen und Eindrücke, die wir sammeln konnten und die netten Menschen die wir getroffen haben.


Es war damals keinesfalls leicht, unsere Freunde, Familie und unser geliebtes Berlin zu verlassen. Als mein Vati uns mit den restlichen Überbleibseln aus unserer alten Wohnung abgeholt hat, wir die Tür zu unserem Apartment für immer schließen mussten und wir in der Morgensonne zum vorerst letzten Mal durch Friedrichshain gefahren sind, ist schon die eine oder andere Träne über die Kullerbacke gerollt. Aber nun sitze ich hier in Australien (wie ich hier gelandet bin? Warte ne Sekunde, Auflösung folgt), genieße die Sonne und habe im letzten Jahr so viele Dinge gesehen, gerochen, gehört und erlebt, dass es jede Träne und jeden Zweifel wert war. Als sich Neuseeland als eher graues Kapital gemausert hat, haben wir unsere Pläne über Bord geworfen und umgedacht. Und so haben wir unseren Job gekündigt (mal wieder), sind ausgezogen (mal wieder) und haben Tschüss zu unseren Freunden gesagt (schon wieder) und haben ein one-way-Ticket nach Australien gebucht. Dieses Mal ohne große Pläne, ohne einen Job und nur mit unserem Rucksack im Gepäck (ok, und drei große Koffer…). Und genau das war wohl die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Jetzt sind wir hier irgendwo im Outback bei 30 Grad im Schatten, ganz frei und ungebunden mit viel Zeit für Selbstreflektion fernab von all den Erwartungen. Der Job im Büro wurde zum Job hinter dem Tresen getauscht, die wunderschöne Altbauwohnung gegen einen schnuckeligen Campervan und wer hätte gedacht, dass ich Spaziergänge im Nationalpark einer Shoppingtour vorziehe? Das nennt man wohl Veränderung.
♥ The end ♥